Marsch des Lebens 2017


Am 27. Januar, dem Internationalen Holocaust Gedenktag, fand im Seebad Ueckermünde zum dritten Mal ein Marsch des Lebens statt. Gemeinsam mit der dem Landesverband Sozialpsychiatrie Mecklenburg-Vorpommern e.V. und der Stadt organisierte die Ueckermünder Arche einen Gedenktag mit zahlreichen Veranstaltungen, die sowohl an die Euthanasie-Morde an Behinderten und psychisch Kranken sowie an die Deportation der jüdischen Bevölkerung erinnerten.

Im Zentrum des Marsch des Lebens 2017 stand der jüdische Arzt Dr. Hans Glaser. Der jüdische Regierungsmedizinalrat Dr. Hans Glaser war bis 1933 in Stettin als Beamter des Deutschen Reiches tätig. Nach dem Inkrafttreten des Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums wurde er aus seinem Dienst entfernt. Er zog von Stettin nach Ueckermünde, wo er bis 1938 als Arzt für das Krankenhaus tätig war. Ab 1938 durfte er wie alle jüdischen Ärzte nicht mehr in seinem Beruf arbeiten. 1943 wurde er im Ueckermünder Krankenhaus wegen einer Lungenerkrankung operiert. Auf Anordnung der SS brachte Frau Glaser ihren Mann direkt nach der Operation mit einer Schubkarre nach Hause, wo er nach wenigen Tagen verstarb. Nach dem Krieg ging das Leben hier in Ueckermünde weiter. Frau Lilly Glaser lebte bis 1977 in Lübs. Die Tochter Ruth Glaser überlebte den Holocaust, weil sie 1939 ins Exil nach England ging. Horst Glaser, der Sohn von Hans und Lilly Glaser, wurde während des Krieges zur Zwangsarbeit in einem Salzbergwerk verpflichtet. Nach seiner Befreiung kehrte er nach Ueckermünde zurück und übernahm später eine verantwortliche Stelle in der Landwirtschaft. In den 70 Jahren starb er an den Folgen eines Verkehrsunfall. Er hat seinen Kindern nie von dem erzählt, was er im Salzbergwerk erlebt hat. Auch die beiden Brüder und die Schwester von Hans Glaser kamen während des Holocausts ums Leben.

Der Marsch führte vom Schlosshof entlang der Stolpersteine und vorbei am Platz des ehemaligen Gebetshauses. Bei der Abschlussveranstaltung erzählten mehrere Personen über die Biographie ihrer Großeltern, eine Ärztin bat um Vergebung wegen der Beteiligung ihres Berufsstandes am Holocaust.
Unter den Teilnehmern des Marsches befand sich die Enkelin von Hans Glaser. Diese bat der Bürgermeister der Stadt Ueckermünde öffentlich um Vergebung und sagte: "Ich möchte heute und hier für die Stadt Ueckermünde Frau ... um Vergebung bitten für das, was Ihrer Familie angetan wurde."
 

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